Gemeinde Dättlikon im Unteren Tösstal am Sonnenhang des Irchels, Bezirk Winterthur, Kanton Zürich, Schweiz:
Die Gemeinde Dättlikon liegt auf dem sonnenverwöhnten Südhang des Irchels. Die Landschaftsform wird bestimmt durch die letzten Kaltzeiten (insbesondere der Riss-Kaltzeit), als Gletscher und deren Flüsse sich in die Molasse einfrassen. Der Untergrund besteht aus Gehängelehm und Sandstein. An den höchsten Punkten auf dem Irchelplateau sind einige Bände älteren Deckenschotters übrig geblieben, die für geologische Aussagen eine wertvolle Quelle von hoher Bedeutung sind. (Durch das Einzeichnen von Gefällslinien zu anderen Fundorten in der Nordostschweiz und Bodenseeregion lässt sich die frühere Richtung der Entwässerung bestimmen.) Die Steilhänge des Irchels sind grösstenteils bewaldet und auf Rodungsflächen bildeten sich wertvolle Magerwiesen. Interessant am Waldgebiet und Hügelzug Irchel sind die sich abwechselnden dauerfeuchten Tälchen geprägt von Staunässe sowie Hangrutschungen; und andererseits Trockenstandorte, also die hervorragenden Bergsporne wie der Froberg. Dadurch kann die Gemeinde Dättlikon verschiedenen vom aussterben bedrohten Tagfaltern (Waldteufel, Silbergrüner Bläuling) einen Lebensraum bieten. Eine wichtige Weiche für den Naturschutz stellte Ernst Klingler bereits 1958 im Zusammenhang mit der Melioration (Optimierung der Landbewirtschaftung), indem er sich aktiv für Massnahmen zur Erhaltung der Artenvielfalt einsetzte, die ansonsten verloren gegangen wäre.
Der Kanton Zürich verfolgt heute auf dem Gemeindegebiet verschiedene Projekte, die durch Forstingenieur René Bertiller betreut werden. So werden zum Beispiel vom Mensch, durch Methoden die der traditionelle Bewirtschaftung des Landes nachempfungen sind, lichte Wälder erhalten und neue geschaffen, wobei der Übergang zwischen Wiese und Wald keine harte Grenze, sondern vielmehr wieder eine breite Zone fliessenden Übergangs wird, wo viele verschiedene Tier- und Pflanzenarten anzutreffen sind. Zum Beispiel Orchideen- und Enzianarten.
Die Schlucht zwischen Dättlikon und Freienstein, deren rund vierzig Meter hohe Felswand sich auf Embrachs Gemeindegebiet befindet, ist Lebensraum für Falken und Eisvögel. Trotzdem die Landschaft seit 2003 im nationalen Inventar für geschützte Auen aufgenommen ist, wird die Umwelt nach wie vor stark belastet durch den Schiessbetrieb der Jagdschiessanlage Au Embrach. (Informationen: Hier.)
Die Bauernhöfe sind heute fast alle aus dem Dorfbild verschwunden. Die übrig gebliebenen Betriebe am Dorfrand lassen sich an einer Hand abzählen. Stattdessen zählt die Gemeinde Dättlikon zu jenen mit dem höchsten Bevölkerungswachstum im Kanton Zürich (20 Prozent Wachstum zwischen 2006 und 2011. Info: PDF). Nutztiere, Felder, Obst, Gemüse und Reben (eines der Wappenzeichen) stechen nicht mehr auf den ersten Blick in's Auge.
Wichtige Zeugnisse aus der Geschichte werden, im mit der Nachbargemeinde Pfungen gemeinsamen betriebenen Ortsmuseum, der Öffentlichkeit zugänglich gemacht. Das liebliche Museum ist in einem alten Doppel-Bauernhaus untergebracht und wird mit viel Herzblut am Leben erhalten. Auf authentische Art lässt sich hier wie von selbst in die Vergangenheit eintauchen. Auch Sonderausstellungen mit Werken von lokalen Künsterln, ob aus der Sparte Malerei, Grafik oder Fotografie, werden von Zeit zu Zeit durchgeführt.
Alle Bilder von Sir Kowalski. Angaben zur Geologie von Dr. Max Steffen und Dr. Hans Rudolf Graf.
Bild 1: Das Oberdorf und Ausserdorf vom Kirchturmspitz mit Weitwinkelobjektiv. August 2012.
Bild 2: Der Meienhof und Hügelzug Blauen vom Baugerüst der Kirchturmspitz während den Renovationsarbeiten. August 2012
Bild 3: Der Dorfkern und das Unterdorf mit Blick in Richtung Geltenbühl und Freienstein. August 2012.
Bild 4: Das Pfarrhaus mit Pfarrgartein im Unterdorf. Sommer 2010.
Bild 5: Die reformierte Kirche. Sommer 2010.
Bild 6: Kirchenschiff der reformierten Kirche Dättlikon. Herbst 2010.
Bild 7: Summerred Apfelbaum bei Max und Romy Meier. September 2010.
Bild 8: Frisch geerntete Trauben bei Familie Müller im Berghof. Oktober 2010.
Bild 9: Weinbau bei Peter Steiner an der Fluhstrasse. Oktober 2010.
Bild 10: Die Töss-Schlucht in der Oberen Meeresmolasse zwischen dem Blindensteg und Freienstein. Geologie PDF.
Bild 11: Der Töss-Canyon ist ein Naturdenkmal und im nationalen Inventar für geschützte Landschaften erfasst. Juni 2012.
Bild 12: Seit den letzten Kaltzeiten frisst sich die Töss in die Sandsteinfelsen der Molasse. Falken und Eisvogel brüten manchmal in diesen Felsen.
Bild 13: Magerwiesen und lichter Wald gehören zum Erfolgskonzept des Naturschutzes. Es gedeihen Orchideen ab den Irchelhängen.
Bild 14: Wo ausreichend Licht auf den richtigen Typ Waldboden fällt, kann das Purpur Knabenkraut gedeihen. Juni 2012.
Bild 15: Ein sich entrollender Farnwedel mit Orchis Purpurea im Hintergrund. Naturschutz PDF
Bild 16: Das Ortsmuseum der Gemeinde Dättlikon und Pfungen während der Wechselausstellung Helfen und Heilen. 2012
Bild 17: Die mechanische Werkstatt der Stiftung Spörrihaus zeigt alte Bohrmaschinen aus der lokalen Industrie-Geschichte.
Bild 18: Ein junger Schuhmacher flickt mit altem Werkzeug die robusten Schuhe für in den Stall.
Bild 19: Historische Schuhmacherwerkzeuge in der Daueraustellung des Museums.
FKK Empfehlung: Zwischen Dättlikon beim Blindensteg und Freienstein (ZH) kann nackt gebadet werden.